Manuel Antonio
- Anne Schwab
- 10. Jan. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Jan. 2023

Wir entschieden uns die letzte Woche in Costa Rica bei Manuel Antonio (einem berühmten Nationalpark an der Pazifikküste) in einem 5 Sterne Resort zu verbringen (was übrigens günstiger war pro Nacht als die Oceanview House Übernachtungen bei Lucero - um nochmals zu verdeutlichen wie gross der Hype um Santa Teresa aktuell ist). Eigentlich bin ich überhaupt kein Resort-Fan. Meistens finde ich die Art von Touristen, die man dort trifft einfach nur unangenehm und ich kann auch echt nicht gut mit grossen Speiseräumen und Buffets und dem Verhalten, das man da beobachtet umgehen. Oft einfach nur nervig und unentspannt. Sorry an jeden, der das gerne macht 😆. Ich fand es bei früheren Reisen immer ganz nett sich am Ende mit so etwas gegebenenfalls ein bisschen zu „belohnen“, raus aus dem Dschungel-/Camping-/Hippie-Leben und nochmal etwas Luxus, ich hatte jedoch auch immer kleinere Resorts, am liebsten sogar Adults Only, oder schicke Boutique Hotels den klassischen, grösseren Familienresorts vorgezogen. Nun ist das Parador Resort bei Manuel Antonio sicher nicht mit einem Robinson Club zu vergleichen, da man dort jegliche Art von Reisenden antrifft: Familien, Paare, und auch ein paar Abenteuer-Touristen, die einfach ein paar Nächte nah am Nationalpark verbringen wollen. Dieser Mix macht es insgesamt etwas angenehmer. Dennoch war Manches doch recht skurril zu beobachten für uns europäische Individualtouristen. Ein texanisches Pärchen, das konstant komplett besoffen an der Poolbar hing (wo haben die wohl hingepinkelt?) und sich arrogant den Angestellten gegenüber aufführte, Familien die mit einer Lautstärke herumplärrten als gäbe es kein Morgen mehr und dann aber auch wieder sehr nette Paare und Familien aus USA und Europa, die sich sehr zurückhaltend und angenehm zu benehmen wussten. Es ist einfach ein grosses Hotel und man bekommt den vollen Mix und beobachtet wahrscheinlich die eine oder andere Szene, die man zum Fremdschämen findet…Resort-Life halt. Und da stürzten wir uns jetzt für 5 Tage voll rein, teilweise begeistert und auch ab und zu echt genervt von unseren Mit-Hotelbewohnern.
Zunächst einmal hatten wir ganz klar Glück im Unglück als wir in der ersten Nacht uns gerade schlafen legen wollten und ein Scharren im Lüftungsschacht und hinter der Zimmerwand bemerkten. Als der Papa gegen die Wand klopfte war klar: da hatte sich ein Tier hinein verirrt. Nach unserer Zeit im Dschungel in undicht gebauten Häusern hatten wir doch wirklich gehofft uns hier einfach mal keine Gedanken machen zu müssen. Bei uns spielten sich alle möglichen Filme ab, was da wohl hinter dem Lüftungsschacht herumwuselte. Als ein Hotelangestellter zu Hilfe kam stellte sich heraus, dass die Gegend jedes Jahr um diese Zeit unter einer Krabbenplage leidet und sich eine kleine Krabbe vom Meer hier in unseren Schacht verirrt hatte. Zunächst einmal beruhigend, aber die Krabbe war echt unerwartet laut und der Angestellte meinte man könne sie nicht einfach so herausholen. Glücklicherweise bot er dann direkt an uns ein anderes Zimmer zu besorgen und so landeten wir ungeplant im obersten Stock mit fantastischer Sicht auf das Meer und eine coole Insel vorm Hotel sowie die gesamte Poolanlage vom Balkon aus. Upgrade für uns, trotz kurzem Adrenalinschub und Frustration darüber, einfach nirgends mal ohne Getier sein zu können.

Im Parador Resort spielten wir uns relativ schnell wieder in eine Routine ein, die geprägt war von langem Frühstück, Planschen im Pool, kurzen Ausflügen und Wildlife-Watching vom Pool oder unserem Balkon aus. Das ist wirklich das herrliche an diesem Resort, man sieht direkt dort schon einige der Tiere. So hing beispielsweise ein Faultier in einem Baum nahe dem Pool und wir haben regelmässig Paare von Aras über uns herumfliegen sehen, manchmal konnten wir sie sogar in den Bäumen beim Chillen beobachten. Andere Gäste haben auch Toucane gesehen, die haben wir leider verpasst. Unsere Tochter liebte den kleinen Pool unterhalb der Frühstücksterrasse, mit kleinen wasserspeienden Fontänen. Leider wurden wir am dritten Tag darauf hingewiesen, dass dies der Adult Only Pool war und mussten zu einem grösseren Pool umziehen. Der Family Pool kam für uns nicht in Frage, da die älteren Kinder dort viel zu laut und wild für unser Baby waren. Das war ein bisschen schade, denn der Adult Only Pool war total ruhig, hatte seichtes Wasser in dem man das Baby sehr einfach festhalten konnte und es war fast nie jemand im Wasser. Insgesamt war das Klima hier etwas weniger feucht-schwül und wahrscheinlich hat auch die Ruhe am Adult Only Pool geholfen, denn hier ist unsere Tochter dann tatsächlich zweimal auf der Liege für jeweils eine halbe Stunde eingeschlafen und wir konnten kurz relaxen.
Was wir an unserem Aufenthalt im Parador sehr schätzten war auch die Möglichkeit am Abend dort im Restaurant zu essen, da wir so frühzeitig essen konnten und unsere Tochter rechtzeitig im Bett war ohne, dass wir dann noch eine Autofahrt vor uns hatten. Da das Restaurant im Hotel jedoch sehr teuer war (gute Qualität, aber zu teuer für jeden Abend) haben wir das vor allem an Abenden genutzt an denen wir sehr müde waren oder merkten, dass unsere Tochter nicht so gut drauf war.

An drei Abenden waren wir draussen essen: einmal aßen wir Holzofenpizza bei El Wagon, was preislich ok (Manuel Antonio ist grundsätzlich eher hochpreisig) und geschmacklich auch wirklich gut war und an zwei weiteren Abenden gingen wir zur Manuel Antonio Falafel Bar, die unsere Herzensempfehlung für diese Gegend ist. Geschmacklich wirklich top, großzügige Portionen, nettes Ambiente und sehr zuvorkommender Service. Hier haben wir uns richtig wohl gefühlt. Mittags bestellten wir meistens an der Poolbar, was einfach praktisch war, da wir so nicht so viel Hin-und-Herfahrerei hatten und den Rhythmus unserer Tochter gut einhalten konnten. Einmal aßen wir ausserhalb zu Mittag bei Rafael's Teraza und waren schwer enttäuscht vom teuersten und schlechtesten Casado des Urlaubs.

Insgesamt schätzten wir im Resort wirklich die Infastruktur, die einem mit Kind doch manche Dinge etwas erleichtert und das tolle Zimmer mit Oceanview, welches wirklich sehr sauber war und auch das Bett war super angenehm zum Schlafen zu dritt. Was wir anfangs nicht erwartet hätten: dass wir es kein einziges Mal in den Nationalpark gehen würden. Wir brauchten auch dort wieder etwas Zeit um uns einzuspielen (ganz grosses Learning, das dauert mit Baby einfach immer länger als gedacht) und dann waren wir uns nicht sicher, welche Tageszeit geeignet wäre, da unsere Tochter hier plötzlich länger schlief als in Santa Teresa und nach dem Frühstück meist direkt ihren ersten Tagesschlaf hielt und somit der frühe, etwas kühlere Morgen wegfiel für uns. Danach war es wieder sehr heiß und wir konnten uns nicht so gut vorstellen unser Baby in der Trage mehrere Stunden herumzutragen. Als wir es dann an einem Morgen endlich wagen wollten und am späteren Vormittag vor den Toren des Parks aufschlugen hatten wir dummerweise genau den Ruhetag erwischt. Zudem sagte man uns, dass wir aufgrund von Covid online einen Zeitslot buchen mussten. Da wir nicht sicher waren, wann unsere Tochter am nächsten Tag aufwachen würde, wollten wir das spontan machen am nächsten Tag. Leider waren dann schon alle Tickets weg. So ist das eben mit Baby auf Reisen: man kann Pläne machen, man sollte immer flexibel bleiben und damit rechnen, dass man einfach nicht alles schafft. Und das ist voll ok. Klar, es gibt sicher Babies, die einen klaren Rhythmus haben und man kann besser planen, oder die überall schlafen. Dafür hatten wir tolle Poolsessions mit unserer Tochter, konnten Aras von unserem Balkon beobachten und sind am Manuel Antonio Strand eine Pipa trinken gegangen und jeder von uns Eltern konnte eine Runde ins Meer springen.
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