Der Hype um Santa Teresa - Ein paar ehrliche Gedanken
- Anne Schwab
- 9. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit

So verbrachten wir unsere 14 Tage Santa Teresa mehr oder weniger in unserer beschriebenen Routine und sobald wir etwas besser eingespielt waren hat es sich dann auch definitiv nach Urlaub angefühlt. Ich denke das Key Learning war, dass man keine klaren Erwartungen haben sollte, sondern dann vor Ort schauen sollte was klappt. Wir Eltern waren beide jeweils zweimal im Meer während unserer Vormittagsspaziergänge und der Papa war einmal surfen, ich dafür zweimal im Yoga.

Das hätten wir vorher nie gedacht - in 14 Tagen Santa Teresa! Dafür waren wir täglich mit unserer Tochter im Pool und es war wunderschön zu beobachten wie sie von ihrer skeptischen Haltung gegenüber Wasser zu einem passionierten Aqua Baby wurde. Dazu haben wir so viel gekuschelt und zu dritt im Bett gelegen, das hätten wir Zuhause nie gemacht, da es da ja immer noch etwas zu erledigen gegeben hätte. Klar, eine Überseedestination muss es nicht sein dafür, aber eine Reise als frischgebackene Familie fand ich super. Die Herausforderungen und Erlebnisse haben uns definitiv zusammen-geschweißt auch wenn man vielleicht manchmal denkt „mit der heimischen Infrastruktur wär es einfacher gerade…“.

Da wir die Luftfeuchtigkeit so stark unterschätzt hatten ergriffen wir nach einer Woche die Gelegenheit und baten um einen Umzug ins Oceanview Haus bei Lucero, das nochmal einiges teurer war pro Nacht, aber grundsätzlich hat es sich wirklich gelohnt, da dort ein bisschen eine Brise ging, die Klimaanlage besser funktionierte und die Decken höher waren. Außerdem gab es keine Kakerlaken, die wir regelmässig nachts im Jungle View Apartment getroffen hatten. Dazu noch eine nützliche Information, die euch vielleicht auch hilft die Destination für eine solche Reise auszuwählen: wir haben Costa Rica zwar geliebt aufgrund der Natur, der Kinderfreundlichkeit und der leckeren Casados, aber in Punkto Preis-Leistungsverhältnis war es echt nicht die beste Wahl: 120$/Nacht im Jungle View Apartment für hohe Luftfeuchtigkeit, Kakerlaken, erstmal ein viel zu kleines Bett und dann noch eine Schlange vor der Tür und ein Skorpion im Bett? Klar, das gehört bei solchen Ländern ein bisschen dazu…aber bei dem Preis würde man vielleicht etwas weniger Rustikalität erwarten. Das Oceanview House hat uns 200$ die Nacht gekostet. Zweihundert! Dafür kann man in der Schweiz in den Bergen fein wellnessen gehen. Wie sehr uns das stört, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis echt verschoben ist in Santa Teresa (aber auch Costa Rica allgemein), wurde uns erst dort bewusst. Das hat manchmal ein komisches Gefühl hinterlassen. Santa Teresa ist aktuell einfach extrem gehyped und man merkt das an den Preisen, den Menschenmassen und der Infrastruktur (dazu unten mehr). Scheinbar haben in der letzten Zeit ein paar US Promis hier geheiratet, was den grossen Hype herbeigeführt haben soll. Für uns war der Kontrast zu 2019 in Punkto Touristenmassen (man kann es echt nicht anders sagen) wirklich extrem. Natürlich sind wir auch kurz nach Covid gereist und die Reiselust war sicherlich besonders gross.

Von dem, was wir mitbekommen haben ist Santa Teresa in den letzten Jahren wahnsinnig gewachsen ohne eigentlich die Infrastruktur dafür zu haben. In einem Gespräch mit einem Local hörten wir sogar die Aussage „This place is gonna collapse.“, da ein Hotel nach dem anderen gebaut wird, aber es eigentlich keine richtige Strasse gibt und auch Dinge wie die Wasser- und Stromversorgung nicht auf Massen ausgelegt sind. Wie bereits angesprochen, hat es uns immer mal wieder traurig gestimmt, zu sehen, wie aus dem netten Chiller-Ort ein völlig überlasteter Touristenort geworden ist. Zudem haben wir mehrfach mitbekommen, dass es leider (wie so oft) nicht die Ticos selbst sind, denen die Hotels und Restaurants gehören, sondern fast ausschliesslich Expats. Im Fall von Santa Teresa gibt es angeblich sogar ein paar wenige Familien, denen praktisch der ganze Ort gehört. Ist man nicht Teil von diesen Familien, so muss man sich als Hotel-/Restaurantbesitzer dennoch nach ihnen richten, da deren Macht so gross ist, dass man von gewissen Dingen abgeschnitten werden könnte. Diese fast schon mafia-artigen Zustände haben uns echt ein bisschen ins Grübeln gebracht und erklärten auch, weshalb gerade so viele Hotels zum Verkauf stehen. Jeder möchte ein Stück vom aktuellen Hype-Kuchen abbekommen, ist ja klar, Hotels werden dort zu astronomischen Preisen weiterverkauft und leider geht ein ganz grosses Stück Authentizität, Gastfreundschaft und Gepflegtheit der Anlagen dabei drauf. Denn, wenn ich mein kleines Boutique Hotel hoffentlich bald für ein paar Millionen verkaufen kann, was kümmert mich da noch die Instandhaltung?
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